Chemnitzer Bahnbogen

Wacht auf Ihr Planer dieses Bogens…


Februar 2018, Freitag abends in der Aula der Annenschule, viele interessierte Zuhörer. Die Bahn hatte die Chance, ihre genialen Pläne für den Chemnitzer Bahnbogen zu erläutern.

ALTERNATIVLOS sind die Pläne, der Viadukt muß weg. Schließlich muß man zwischen Dresden und Hof für 2 Mrd Euro DURCHGÄNGIG auf 160 km/h ausbauen! 

Wofür?
Natürlich für die EUROPÄISCHEN FERNZÜGE, die VIELEN GÜTERZÜGE, den leistungsfähigen schnellen und bequemen Nahverkehr.
Der Plan ist, die Fahrzeit auf der S-F-M (*) von 3 h 25 min auf 2 h 37 min zu senken. 

Bevor ich die Frage stellen konnte, wie viele Sekunden der Abriß des Chemnitztalviaduktes bei 1,03 km Bahnhofsabstand zu diesen Einsparungen beitragen kann, wurde der Verantwortliche für die S-F-M von einem anderen Besucher damit konfrontiert, daß der Regionalexpreß das heute schon in 2 h 34 min schafft.
Wir können uns also 95 Mio Euro Steuergelder sparen und den Abriß des Viaduktes vermeiden!?!

Also, das mit der Fahrzeit hat den Verantwortlichen für die S-F-M doch sehr verblüfft!

Noch verblüffter waren er und seine Begleiter, daß aus dem Publikum eine interessante und wahrscheinlich kompromißfähige Alternative für das alternativlose Projekt aufgezeigt wurde. Dabei hat der Zuhörer doch gar nicht von den in der Bauprojektierung verbuddelten Millionen profitiert sondern nur mal mit dem Zollstock nachgemessen...

Ein ernstgemeinter Hinweis an die Bahn: Wir Chemnitzer passen sehr gut auf, was ihr im Chemnitzer Bahnbogen machen wollt und was ihr mit unserem Viadukt anstellt!

(*) Für Ortsunkundige: Sachsen-Franken-Magistrale

Link zum Stadtforum Chemnitz, dieses Forum versteht sich als Plattform für alle Bürger, die sich für den Erhalt von historischer Bausubstanz in Chemnitz einsetzen möchten. 
Link zum Viadukt e.V., dem Verein zur Nutzung des Baulichen Erbes der Industrialisierung in Chemnitz

Ab 4 Uhr am Montag 22. März 2021 ist Einiges neu in Chemnitz

Mit Betriebsbeginn auf der Sachsen-Franken-Magistrale wurde das neue Richtungsgleis Zwickau-Dresden in Betrieb genommen. Verändert haben sich damit auch die Lage und die Zugänge der beiden Halltepunkte "Chemnitz Mitte" und "Chemnitz Süd".

Der Bahnsteig des Haltepunktes  "Chemnitz Mitte" befindet sich jetzt zwischen der Stollberger Straße und dem Viadukt über die Beckerstraße, die Chemnitz und die Annaberger Straße. Am 23. März vormittags gab es sie noch: die alte Bahnsteigüberdachung auf Höhe des Bahnhofsgebäudes "Chemnitz Mitte". Aber es sind ihre letzten Stunden. Die Zufahrt zum Viadukt ist nur vorübergehend so, mit Ertüchtigung des Viaduktes kommen beide Gleise auf den beiden mittleren der vier Tröge zum Liegen.


Chemnitz Mitte im Januar 2020,
der Bau des neuen Richtungsgleises Zwickau-Dresden ist in vollem Gange.

Auch der Haltepunkt "Chemnitz Süd" wurde um ein paar Meter Richtung Bernsdorfer Straße verschoben, um künftig bessere Umsteigemöglichkeiten zu Bus und Bahn zu haben. Der Zugang ist bis Frühjahr 2022 provisorisch von der Südbahnstraße möglich, Baufahrzeuge müssen dabei auf die kreuzenden Fahrgäste Rücksicht nehmen. Der Coradia Richtung Zwickau passiert bereits die neuen Brücken.

Unmittelbar neben den wartenden Fahrgästen an Gleis 2 wird gearbeitet, der alte Treppenabgang zur Unterführung ist am 24. März bereits abgerissen. Die Bahnsteigbeschilderung des alten Bahnsteiges hätte man wieder verwenden können, aber in dieser Wegwerfgesellschaft ist es bereits ein Erfolg, wenn Granitsteine der alten Bahnsteigkanten einer Wiederverwendung zugeführt werden.


Chemnitz Süd im Februar 2020, das Bahnhofsgebäude ist
bereits vom Bahnsteig mit der rudimentären Überdachung abgetrennt.

Ein Loch im Viadukt - die Sanierung beginnt!

In langsamer Fahrt gleitet RB 30 nach Zwickau Sachsen Hauptbahnhof über die Annaberger Straße.

In Fahrtrichtung links sitzende Passagiere sehen plötzlich ein Loch und können hinunter auf die Annaberger Straße und das gerade neuverlegte Straßenbahngleis (landwärtige Richtung) schauen!

 

Am 21./22. April 2022 wurden die ersten beiden Balkenträgersegmente herausgehoben (mittlere Gleise über der Annaberger Straße).

Das die vier Balkenträgersegmente über die Annaberger Straße alle unterschiedlich lang sind ist klar bei dem schrägstehenden Widerlager.

Aber das die beiden Segmente unterschiedliche Querschnitte haben ist mir völlig neu!

Bis 2025 dauern die Bauarbeiten. Zur Zeit fahren die Züge über das stadtwärtige Gleis durch die Baustelle.
Die gesamte Brücke wurde zur Stabilisierung mit einer parallelen temporären Brückenkonstruktion verstärkt, auf der auch die Signalkabel verlegt sind und die Oberleitungsmasten ihren Platz haben.
Ein wunderschöner Nebeneffekt der Sanierung:
Ich habe mich immer gefragt, was mit dem Industriekomplex wird, der seit Jahren den freien Blick auf das technische Denkmal "Eisenbahnviadukt über die Annaberger Straße, die Chemnitz und die Beckerstraße" versperrt. Jetzt habe ich die Antwort gefunden, er wird endlich auf ein Gewerbegrundstück weg von dem schönen Viadukt verlagert.

Die Fläche dieses Gewerbebetriebes wird künftig ein wunderschöner Festplatz für die Kulturhauptstadt 2025 und die Chemnitzer Industriekultur?

2 Bögen (über die Chemnitz und über die Beckerstraße), 10 Balkenfelder, 275 m lang, 17,5 m breit, 9 m lichte Höhe

Kämpfen lohnt sich
Ertüchtigung (*) statt Abriß

Der denkmalgeschützte Eisenbahnviadukt über die Annaberger Straße, die Chemnitz und die Beckerstraße ist gerettet.

Kämpfen lohnt sich - Postkarte der Stadt Chemnitz

Sanierung statt Abriß: Was sich mit Herz,
Engagement und Ausdauer erreichen läßt, hat sich
bei der Rettung des denkmalgeschützten Eisenbahn-
viadukts an der Annaberger Straße gezeigt.

(*) Ein Beispiel was Ertüchtigung bedeutet: Austausch von 10560 Nieten in den Bogenbereichen!

Leider ließen sich die anderen historischen Brücken des Chemnitzer Bahnbogens nicht retten, aber einige erhielten wenigstens ein historisches Aussehen durch Vorblendung alter Brückenteile.

Die Brücke am alten Nicolaibahnhof über die Neefestraße wurde verfüllt, erhielt aber auch eine historische Verblendung neugebaut: Brücken über die Stollberger Straße und die Straßenbahn ins Fritz-Heckert-Gebiet, dazwischen ist der Zugang zum Haltepunkt
Aufgearbeitete historische Brückenteile warten auf ihren Einbau, wenigstens das Aussehen erinnert an die denkmalgeschützten Vorgänger Die Brücke über die Reichenhainer Straße (Richtungsgleis Zwickau) mit dem historischen Aussehen - ein tragbarer Kompromiß...
neugebaut: zwei Brücken über die Bernsdorfer Straße, im Hintergrund eine ältere Betonbrücke, wichtig für Zufahrt zum Güterbahnhof Süd noch im Bau: Brücke über die Uferstraße, die Straßenbahnstrecke nach Gablenz und die Augustusburger Straße

Rückbau der inneren Balkenträgersegmente

Während die Züge über das stadtwärtige Gleis rollen, sind der Schotter und der Bewuchs der beiden landwärtigen Gleise entfernt, man sieht die alten Blechwannen.

Und dann ist es soweit, nur noch die Balkenträgersegmente der äußeren Gleise sind vorhanden, in der Mitte klafft eine gewaltige Lücke. Das landwärtige Gleis wird korrosionschutztechnisch bearbeitet, auf dem stadtwärtigen Gleis neben der zur Aussteifung errichteten Behelfsbrücke rollt zu diesem Zeitpunkt der Verkehr.

Die neuen inneren Hauptträger

Da waren einige Schwerlasttransporte und mehrere leistungsfähige Kräne erforderlich,  um die neuen Träger anzuliefern und einzubauen. Diese neuen Träger tragen die Stahlbetonplatte, Voraussetzung, um keine Lärmschutzwände errichten zu müssen.

Gearbeitet wurde auch am westlichen Widerlager und am Korrosionsschutz des landwärtigen Brückenteils

Fertigstellung Chemnitzer Bahnbogen

     
Sie fahren immer noch über den Chemnitzer Viadukt, die Züge der MRB zwischen Hof und Dresden bzw. Zwickau und Dresden. Der Viadukt wurde nicht abgerissen sondern ertüchtigt. Ein technisches Denkmal konnte gerettet werden.

Anläßlich der Fertigstellung des Chemnitzer Bahnbogens lud die DB zum letzten Mal zu Führungen und interessanten Gesprächen auf die Baustelle.

Ich hatte großes Glück und wurde "geführt" von der Projektleiterin Sandra Christein. Hier ein paar Eindrücke und Detailaufnahmen.


Autor: Jean-Jaques Zimmermann, Architekturbüro JJZ

Einsatz eines Nostalgiezuges zwischen Chemnitz Hbf und Chemnitz-Siegmar

Die Deutsche Bahn spendierte anläßlich der Feier zur Fertigstellung des Chemnitzer Bahnbogens kostenlose Sonderzugfahrten. Es fuhren besonders viele Chemnitzer bzw. Besucher von außerhalb mit.

Die Ferkeltaxen kamen nicht von sächsischen Museumsvereinen/Betreibern sondern von weit her: aus der Lausitz (772 342‑2) und aus Westthüringen (772 149‑1).

Einfahrt der Eisenacher Ferkeltaxe im Haltepunkt Chemnitz-Mitte Haltepunkt Chemnitz-Schöna, 772 342-2 aus der Lausitz im DB-Look Bereit zur Rückfahrt: 772 149-1 im Bahnhof Chemnitz-Siegmar
stadtwärtige Seite des Viadukts: historisches Geländer, Rettungsweg und Oberleitungsmasten kurze Pause im Chemnitzer Hauptbahnhof Fahrt über das Viadukt: diesmal mit Blick auf den temporären "viewpoint" am Werdauer Widerlager

Ende gut?

Eigentlich ja, was jetzt noch fehlt ist die Fertigstellung der Fläche unter dem Viadukt als wichtige Interventionsfläche "Stadt am Fluß" im Kulturhauptstadtjahr 2025.

Alles gut? - Nein!

Was jetzt noch fehlt sind die EUROPÄISCHEN FERNZÜGE, die VIELEN GÜTERZÜGE von denen der Verantwortliche für die S-F-M im Februar 2018 sprach (siehe ganz oben!).  Wir Chemnitzer passen auf und vergessen nichts!

Liebe Verantwortliche für den Nah- und Fernverkehr in Chemnitz: Der ertüchtigte Viadukt über die Annaberger Straße, die Chemnitz und die Beckerstraße verträgt mehr als nur 4-6 Züge je Stunde!

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letzte Änderung:  15.10.2024 17.10.24