Die erste Bergbahn Europas
Seit 1871 führt die erste Bergbahn
Europas von Vitznau hinauf, zunächst bis zur Station Staffelhöhe an der
Kantonsgrenze, seit 1873 bis zur Gipfelstation Rigi-Kulm (1752 m). Die
restlichen 46 Höhenmeter bis zum Gipfel muß der Besucher aus eigener
Kraft bewältigen.
Diese Zahnradbahn ist eng verbunden mit dem Namen Niklaus
Riggenbach,
dessen Entwicklungen von Zahnstange, Gegendruckbremse und die Konstruktion
der berühmten Zahnradlokomotiven mit Stehkessel den Bahnbau überhaupt
erst ermöglichte. Die ersten 3
Lokomotiven dieser Bauart entstanden 1870/71 in der von Niklaus Riggenbach
geleiteten Werkstatt Olten der Schweizerischen Centralbahn, 3 weitere
1872/73. Bei SLM (Winterthur) wurden 1873 nochmals 4 Stück gebaut, unter
ihnen die berühmte Nr. 7 aus dem Verkehrshaus Luzern, seit 1996 wieder
betriebsbereit. Übrigens: fast 90% der Zahnstangen aus
den Eröffnungsjahren sind heute noch im Einsatz! |
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Quelle: Dampflokomotiven, Verlag Slovart 1985
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Die Arth-Rigi-Bahn eröffnete 1875 ihre Strecke von Arth-Goldau auf den
Kulm. Zwei Bahngesellschaften auf dem Kulm, davon die eine zu Gast in
einem anderen Kanton und nur Nutzer einer Pachtstrecke - die ständigen Streitereien der beiden Bahngesellschaften endeten erst mit der
Fusion 1992.
Eine Besonderheit ist der Streckenabschnitt zwischen Rigi-Staffel und
Rigi-Kulm, auf dem beide Strecken "parallel" geführt
werden, anfangs ohne sich zu berühren. Auf Rigi-Kulm existierte lediglich eine Schiebebühne. Eine Gleisverbindung gibt es nur in Staffel und erst seit
1990!
Aber man brauchte auch keinen Gleiswechsel, die bis 1953
angeschafften Fahrzeuge der Vitznau-Rigi-Bahn hatten sowieso nur Türen auf der "Vitznauer
Seite".
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Mit einem Zug das Geländer runterrutschen?
...Wir
bekamen Sitze in der ersten Reihe und als der Zug die ersten 50 Yards ebenerdig
hinter sich brachte war ich nicht
im geringsten beängstigt. Aber dann ging es plötzlich abwärts und ich
hielt den Atem an. Und unbewußt lehnte ich
mich - genau wie meine Nachbarn - so weit zurück wie ich nur konnte und verlagerte mein Gewicht nach hinten, aber das hatte natürlich
keinerlei Wirkung.
Als Junge
war ich Treppengeländer heruntergerutscht und hatte mir nichts dabei gedacht, aber in einem Zug das Geländer
herunterzurutschen ist etwas, was einem Gänsehaut verursacht. Manchmal ging es
bis zu zehn Yards weit fast ebenerdig entlang und in diesen Momenten konnten wir
kurz aufatmen, aber gleich
darauf fuhren wir um eine Ecke und sahen vor uns eine lange steile Linie
von Gleisen, die sich tief
unter uns befand und es hatte wieder ein Ende mit dem Aufatmen.
Man
erwartete, daß die Lokomotive eine Pause einlegen oder das Tempo etwas drosseln
und sich diesem Abgrund vorsichtig nähern würde - aber nichts dergleichen. Sie fuhr in aller Seelenruhe
weiter und als sie die Absprungstelle erreichte machte sie eine plötzliche Biegung und glitt sanft nach unten, unberührt
von den Umständen...
Mark Twain in "A Tramp Abroad"
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Die rot-weiße Triebwageneinheit auf dem
westlichen Gleis auf Talfahrt, das östliche (tieferliegende) ist die
Stammstrecke der Arth-Rigi-Bahn.
Kurz vor der Gipfelstation, das kleine
Kirchlein ist schon zu sehen.
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Dampf auf der Rigi
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Mit der frühen Elektrifizierung der Arth-Rigi-Bahn
1906/1907 wurden die 6 Dampflokomotiven schnell überflüssig. Bei der Vitznau-Rigi-Bahn
begann das Zeitalter des elektrischen Betriebes aber erst 1937.
Deshalb lieferte SLM 1913 die sehr leistungsfähige
Dampflok Nr. 15. Die 1923 und 1925 gebauten völlig gleichartigen
Lokomotiven mit den Nummern 16 und 17 sind heute noch betriebsfähig und
im Rahmen des Rigi-Dampffestivals im Einsatz.
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Dampffestival auf der Rigi 2003: Das Prospekt war kleiner als im
Vorjahr, es gab seltener Dampf!
Anfangs dachten wir, es liegt an dem Ausbleiben der
japanischen und amerikanischen Touristen, aber ein Zugbegleiter verriet
uns den einfachen Grund: es gibt auch in der
Schweiz Menschen, die Angst um ihre saubere Wäsche haben und einen häufigeren
Einsatz nicht wünschen. Schade!
Nur
an einem Tag im Sommer 2002: beide Loks
nebeneinander auf Rigi-Kulm. |
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Juli 2003, oberhalb der Station Rigi-Klösterli. Lok 17 mit
dem "neuen" mit Blumensträußen geschmückten Wagen 15 auf
Jungfernfahrt.
Das historische Wagenmaterial ist liebevoll gepflegt. Einige Wagen
werden von der Vitznau-Rigi-Bahn nicht nur für Sonderfahrten sondern auch
als Vorstellwagen im Regelverkehr eingesetzt.
Ein besonderes Erlebnis während der Fahrt sind die unterhaltsamen
Schaffner in ihren grünen Filzuniformen, echte Rigi-Bahn-Originale.
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Der Zug kann überall angehalten werden!
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...Am Bahnhof Kaltbad gab es keinen
ebenen Untergrund. Die Schienen verliefen so steil wie ein Dach, ich war gespannt zu sehen, wie man das Halten bewerkstelligen
würde.
Aber es war sehr einfach: der Zug glitt nach unten und als er die richtige Stelle
erreichte hielt er
einfach an - das war alles - er hielt einfach am steilen Hang an und fuhr,
nachdem die Fahrgäste und das Gepäck be- bzw. entladen waren, wieder an und
glitt weiter hinunter. Der Zug
kann überall angehalten werden, in kürzester Zeit...
Mark Twain in "A Tramp Abroad" |
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Die
Fahrleitung auf der Talstrecke der Doppelspur wurde erst 1963 errichtet, die alten Triebwagen
brauchten sie nicht. Sie fuhren talwärts mit gesenktem
Stromabnehmer. |
Triebwagen
verstärkt mit Vorstellwagen bei Romiti Felsentor
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Triebwageneinheit
verläßt Kaltbad Richtung Staffelhöhe
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Es gibt eine Stelle, wo die Gelassenheit kurz ein Ende hat
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Wenn
man schließlich Kaltbad erreicht, hat man Vertrauen in die Bahn gefaßt und hört auf, sich in dem Versuch,
die Lokomotive zu verlangsamen, zurückzulehnen.
Von da an raucht man gelassen seine Pfeife und genießt ungehindert den
Blick auf das prächtige Bild unter und um einen. Nichts unterbricht den
Ausblick oder die Brise. Es ist, als würde
man die Welt im Fluge sehen.
Allerdings - um genau zu sein - gibt es
eine Stelle, wo die Gelassenheit kurz ein Ende
hat: dies ist, wenn man die Schnurtobelbrücke überquert. Eine zierliche
Struktur, die ihr durchbrochenes Gerüst hinunter in die neblige Luft
schwingt, über eine Schlucht, wie ein
schwebender Spinnfaden. Ohne
Probleme fallen einem all seine Sünden ein, während der Zug diese Brücke hinunterkriecht, und man
bereut
sie auch. Obwohl man, wenn man Vitznau erreicht, sieht, daß dies nicht nötig
gewesen wäre, die Brücke war sicher...
Mark Twain in "A Tramp Abroad" |
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Das renovierte alte Schul- und Gemeindehaus von Vitznau beherbergt das Regionalmuseum der drei
Luzerner Rigi-Gemeinden Greppen, Vitznau und Weggis. |
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Zu den Daueraustellungen gehört auch die über den
Bau und Betrieb der ersten Bergbahn Europas.
Die
Museumsleitung stellte freundlicherweise diese beiden Bilder der
Schnurtobelbrücke aus den ersten Betriebsjahren der Vitznau-Rigi-Bahn
zur Verfügung. |
So grundlos werden die Ängste von Mark Twain
aber nicht gewesen sein, denn 1885/1886 wurde die Schnurtobelbrücke durch
den Einbau von drei zusätzlichen Stützen und somit durch die
Halbierung ihrer Stützweite verstärkt. Nochmals erfolgte eine
Verstärkung der Brücke 1900 als Voraussetzung für den Einsatz
schwererer Lokomotiven. Die Sorgen haben wir nicht mehr, alles in
Butter... Pardon! Alles in Beton... Zeichnung nach
einer alten Postkarte |
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Der Fahrzeugpark
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Alle Triebfahrzeuge der Vitznau-Rigi-Bahn präsentieren sich 1986 vor dem
alten Depotgebäude (Zeichnung nach einer Ansichtskarte Foto
und Verlag Heidi Duss-Bürgi, Vitznau). Dieser Anblick ist Geschichte, nachdem 1982 bereits die alte offene
Drehscheibe (12 m) durch die geschlossene 16-m-Drehscheibe ersetzt wurde
ging 1990 das neue Depot- und Werkstattgebäude in Betrieb.
Aber die Fahrzeuge gibt es alle noch!
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Wagen 2, einer von 4 Bhe-2/4-Triebwagen (3
davon Baujahr 1937, der vierte
stammt von 1953) im Nebel bei Rigi-Staffel. |
Gemeinsam mit den beiden Triebwageneinheiten tragen
diese Triebwagen die Hauptlast des Verkehrs. Auf dem Weg nach Staffelhöhe
wurden die Milchkannen bereits entladen. |
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Da die Arth-Rigi-Bahn bereits 1907 elektrifiziert wurde kam
in den Jahren 1949 bis 1967 bereits eine 2. Fahrzeuggeneration zum Einsatz: 4 BDhe-2/4-Pendelzüge mit Steuerwagen.
Hier taucht einer aus dem Nebel auf. |
Bhe-4/4-Triebwageneinheit der Arth-Rigi-Bahn (Baujahr 1982)
und die ähnliche Einheit der Vitznau-Rigi-Bahn (Baujahr 1986) noch in der alten
Lackierung |
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Rigi-Kaltbad gehört zu den autofreien Gebieten der Schweiz,
trotzdem muß hin und wieder ein Handwerker mit seinem Dienstfahrzeug
hinauf.
So sieht man immer wieder interessante Transportfahrten, z. B. ist
Nr.18 auch in Sachen Müll unterwegs.
Nr. 18, die elektrische Lokomotive
He 2/2 (Baujahr 1938)
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Am Nachmittag des letzten Urlaubstages haben wir überlegt, wofür wir die
letzten Bilder des fast vollen Films verwenden sollen. Als wir das Schiff
in Vitznau verließen, stand ER auf der Drehscheibe: der Wagen 5, der
Schönste!
BDhe-4/4-Triebwagen (Baujahr 1965), immerhin hat er schon
Türen auf beiden Wagenseiten! Leider ist dieses Kraftpaket sehr
selten im Einsatz zu sehen.
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Biegbare Weichen im Praxiseinsatz
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Spektakulär: Der Zug fährt auf einem Gleis, das vor der Weiche
plötzlich aufhört. Auf Funksignal des Triebwagenführers biegen sich die
Schienen plötzlich vom anderen Gleis weg zu uns herüber, unser
Schienenstrang ist wieder ohne Lücke und wir können unsere Fahrt
fortsetzen.
Normalität:
Zungenweiche mit Schiebestücken
"Das Anfahren
des jeweiligen Gleises wird durch das kontrollierte Verbiegen des
Zubringergleises vorgenommen!" formulierte ein Rigi-Bahn-Mitarbeiter.
Ca. 20 m Gleisstrang werden mit einem aufwendigen präzisen Führungssystem
verbogen.
Beteiligt an der Entwicklung der biegsamen Weichen sind
der Technologiekonzern Windhoff in Rheine und die Verkehrs- und
Industrietechnik AG im schweizerischen Steinmaur.
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Ein
Prototyp der biegsamen Weiche wurde in der Station Rigi-First im Frühjahr
2000 eingebaut.
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Seit
Oktober 2000 im Dauereinsatz: Zahnstangenweiche Rigi-VTW 2000 in der
Station Freibergen.
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Rigi-Scheidegg-Bahn
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Zur Erschließung der Hotels auf der Rigi wurde die
Rigi-Scheidegg-Bahn gebaut. Als 1000 mm Adhäsionsbahn wurde die 6747 m lange Strecke von Kaltbad
(1453 m)
nach Scheidegg (1661 m) in zwei Etappen eröffnet: am 14. Juli 1874 von Kaltbad
bis Unterstetten und am 1. Juni 1875 bis Scheidegg.
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Die Einstellung des Betriebs erfolgte am 20. September
1931 und der Abbruch der Gleisanlagen 1942/43.
Heute verläuft auf der ehemaligen Trasse ein Wanderweg,
er führt über eine Stahlträgerbrücke mit 15 m hohen
Pfeilern und durch den 75 m
langen Weisseneggtunnel (Übrigens nutzen auch die Kuhherden den Tunnel und die
Brücke!). Man findet noch viele Relikte am Wegrand: Kilometrierung, Durchlässe und nicht zuletzt den Wagen Nr. 4 als
Wochenendhaus auf einem Gleisrest.
Von
Unterstetten bietet sich ein eindrucksvoller Blick auf Vitznau und den
Vierwaldstätter See sowie auf verschiedene Abschnitte der unterhalb am
Hang verlaufenden Vitznau-Rigi-Bahn.
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Haben Sie
es bemerkt?
Es fehlen Winterbilder und Bilder bei klarem Herbstwetter.
Eigentlich ein Grund noch einmal vorbeizuschauen...
letzte Änderung: 20.02.05
31.07.19
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